Insulinresistenz – verhungern bei vollen Schüsseln
Unsere Nahrung auf dem Weg von der Mundhöhle bis an ihren Zielort – Teil 3: Wie kommt der Energieträger in die Zelle
Zur Wiederholung: Energie kann der Körper sowohl aus Kohlenhydraten wie auch aus Fetten und Eiweiß gewinnen.
Eiweiß wird normalerweise eher nur im Notfall zur Energiegewinnung herangezogen, es dient hautsächlich dem Aufbau der Körperstrukturen. Auch Fette sind für bestimmte Körperstrukturen unerlässlich, werden aber schon zu ca. 70% zur Energiegewinnung herangezogen.
Prinzipiell gilt: bestimmte Fette und bestimmte Aminosäuren, also die Bausteine von Eiweiß, sind absolut lebensnotwendig und müssen dem Organismus zugeführt werden. Kohlenhydrate sind nicht unbedingt lebensnotwendig!
Die eigentliche Energiegewinnung findet nun in den Mitochondrien, den Energie-Kraftwerken unserer Zellen, statt. Mit diesem Vorgang werden wir uns in einem der nächsten Newsletter beschäftigen.
Vorerst geht es jetzt einmal darum, die Energieträger in die Zelle einzuschleusen. In der Regel werden Kohlenhydrate, also Glucose (Traubenzucker) als Hauptenergiequelle angesehen. Das bedeutet, dass nach Zufuhr von Kohlenhydraten der Blutzucker-Spiegel ansteigt. Das ist ein ganz normaler Vorgang, es geht jetzt letztendlich nur mehr darum, diese Glucose in die Zelle zu bekommen, um sie dort in den Mitochondrien zu verarbeiten.
Die letzte Hürde: Wie kommt der Energieträger in die Zelle?
Dafür ist in erster Linie Insulin zuständig. Wenn der Blutzucker ansteigt, wird die Bauchspeicheldrüse dazu angeregt, Insulin zu produzieren, das dann über Rezeptoren den Eintritt von Glucose in die Zelle überhaupt erst ermöglicht. Wenn dieser Mechanismus durch übermäßige Zuckerzufuhr überfordert wird, erschöpfen diese Rezeptoren und es kommt zur so genannten Insulinresistenz mit all ihren gefürchteten Folgeerscheinungen. Dieser Zustand ist sehr häufig, die Dunkelziffer ist hoch. Man kann davon ausgehen, dass fast ein Drittel der Bevölkerung der westlichen Industrie-Nationen davon betroffen ist.
Wie kommt es zur Insulinresistenz?
In Österreich beträgt der durchschnittliche Zuckerkonsum ca. 40 kg pro Jahr. Das macht ca. 110g pro Kopf und Tag – diese Menge überfordert das System in der Regel.
Können die Rezeptoren ihre Aufgabe nicht mehr optimal erfüllen, die Zellen also nicht mehr adäquat auf Insulin reagieren, kann in weiterer Folge Glucose nicht mehr ausreichend verwertet werden. Der Organismus versucht nun, diesen Zustand mit einer vermehrten Insulinproduktion zu kompensieren. Das wiederum bedingt eine noch größere Überforderung der Insulinrezeptoren, wodurch noch mehr Insulin ausgeschüttet wird. Eine verhängnisvolle Spirale wird in Gang gesetzt – wir sprechen von Insulinresistenz.
Dabei sind die Insulin-Spiegel erhöht und die Blutzucker-Spiegel normal oder geringfügig erhöht. Hohe Insulin-Spiegel führen zur vermehrten Bildung von Fettgewebe und es wandert viel Energie in den Unterhalt des Fettgewebes, die dann an anderer Stelle fehlt.
Die Normal-Werte für Insulin bei der Labor-Untersuchung sind übrigens meistens zu hoch angesetzt, am besten berechnet man aus dem Verhältnis von Insulin und Blutzucker den so genannten HOMA-Index. Dieser ist ein guter Richtwert für die Insulinresistenz.
In der Folge versagt bei diesem »Zucker-Overkill« das Regelsystem. Es gibt überschießende Reaktionen, der Blutzucker fällt unter die Norm ab, es kommt immer öfter zu Symptomen der Unterzuckerung. Der Bogen reicht dabei von Müdigkeit, Schlaflosigkeit, Schwindelgefühl über Konzentrationsstörungen und Verdauungsproblemen bis hin zu Depressionen und Sehverschlechterung. Eine weitere Folge der Unterzuckerung sind auch die berühmt-berüchtigten Heißhungerattacken.
Mittlerweile weiss man auch noch gar nicht so lange, dass in der Folge einer Insulinresistenz auch eine so genannte Leptin-Resistenz entstehen kann. Leptin ist ebenfalls ein Hormon. Es hemmt das Hungergefühl und spielt auch ein wichtige Rolle beim Fettstoffwechsel. Wenn der Leptin-Mechanismus gut funktioniert, ist man satt, hat Freude an Bewegung und fühlt sich gut und energiegeladen.
Letztendlich ist es beim Leptin in weiterer Folge dasselbe Spiel wie beim Insulin: die Spiegel sind hoch, aber die Zielzellen reagieren nicht mehr. Zu allem Überfluss wird Leptin durch hohe Insulin-Spiegel blockiert.
Insulinresistenz führt zu erhöhten Triglycerid-Spiegeln. Diese standen immer im Schatten des Cholesterins, sind aber letztendlich an den gefürchteten arteriosklerotischen Gefäßveränderungen massiv mitbeteiligt. Das bedeutet, dass diese im Gegensatz zu Cholesterin viel besser durch die Ernährung beeinflusst werden können. Aber nicht durch Einschränkung der Fettzufuhr (wenn man von guten, nicht industriell hergestellten Fetten ausgeht), sondern durch Einschränkung der Kohlenhydrat-Zufuhr!
Nichtsdestotrotz hat Insulinresistenz Auswirkungen auf das Cholesterin. Und zwar weniger auf das Gesamt-Cholesterin, sondern auf die Zusammensetzung des schädlichen LDL. Bei Insulinresistenz werden die LDLs noch viel kleiner, daher wird die Qualität viel schlechter und es bilden sich Ablagerungen in den Gefäßen. Außerdem wird das „gute“ nützliche HDL niedriger und das Verhältnis von HDL zu LDL schlechter.
Insulinresistenz begünstigt auch hohen Blutdruck.
Sie führt zu Entzündungen aller Art und öffnet chronischen Krankheiten Tür und Tor.
Und ganz wichtig: durch Insulin wird der BDNF, der Brain Derived Neurotrophic Factor, gehemmt. Der BDNF ist für die Plastizität unseres Gehirns hauptverantwortlich, im Falle eines Mangels werden weniger Synapsen gebildet und die Hirnfunktion ist eingeschränkt.
Insulinresistent kann auch eine der Ursachen für Haarausfall sein.
Mit einigen wenigen Maßnahmen kann man die Insulinresistenz sehr schnell und effizient reparieren. Was ist zu tun?
- Schnell wirksame Kohlenhydrate wie Zucker , raffinierte Mehle insbesondere Weißmehl, Kartoffeln möglichst einschränken
- Auch Fructose einschränken. Zuviel Fructose verursacht Fettleber (siehe den vorigen Newsletter) und Fettleber verursacht Insulinresistenz.
- Keine Zwischenmahlzeiten! mindestens 4 – 5 Stunden Pause zwischen den Mahlzeiten einhalten.
- Langsam essen. Vor dem 2. Teller 20 Minuten warten. erst dann kann man feststellen, ob man wirklich noch Hunger hat.
- Bewegung. Am besten Intervall-Training. Mit Bewegung werden Kohlenhydrate vermehrt sinnvoll zur Energiegewinnung verwendet. Man kann dadurch Kohlenhydrat- Genuss „erkaufen“.
- Auch Krafttraining, da vermehrte Muskelmasse den Stoffwechsel ankurbelt. Auch dabei unterstützen Aminosäuren.
- Viele Ballaststoffe *)
- Aminosäuren, vor allem Glutamin, Leucin, Isoleucin, Valin und Glutamin verbessern die Insulinresistenz *)
- Omega-3-Fettsäuren *)
- Resveratrol *)
- Magnesium *)
- Taurin *)
- Vitamin B1 *)
*) in Ihrem Vitalogic enthalten
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